Herrscher, Diplomat, Priester, Schöngeist – widersprüchliche Attribute, die doch alle auf einen Mann zutreffen: Balduin von Luxemburg, laut einhelliger Historikermeinung bedeutendster Kurfürst und Erzbischof in der Geschichte des Erzbistums Trier.
1285 geboren, war Balduin als jüngster Sohn des Grafen Heinrich VI. von Luxemburg für die Kirchenlaufbahn vorgesehen. Nach dem Studium der Theologie und des kanonischen Rechts in Paris wurde er bereits im Alter von 22 Jahren vom Trierer Domkapitel zum Erzbischof gewählt. 1308 weihte ihn Papst Clemens V. persönlich in Poitiers zum Bischof.
Der Erzbischof von Trier hatte im mittelalterlichen Deutschen Reich eine einflussreiche Stellung: Schließlich gehörte er zu dem erlesenen Kreis der sieben Kurfürsten, die den deutschen König wählten. Balduin wusste dies zu nutzen: Nicht zuletzt dank seiner klugen Politik und Diplomatie erreichte das Haus Luxemburg in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts den Zenit seiner Macht. Zwar strebte Balduin selbst nicht nach der höchsten Würde, doch verhalf er 1308 seinem Bruder Heinrich und 1346 seinem Großneffen Karl zur Wahl zum deutschen König. 1310 bis 1313 begleitete er Heinrich, der sich in Rom zum Kaiser krönen lassen wollte, auf seinem Zug nach Italien. Doch Heinrich überlebte die von ständigen Kämpfen geprägte Reise nicht. Jahre später ließ Balduin die gemeinsamen Erlebnisse in einer Bilderchronik mit 73 Miniaturen auf 37 Tafeln verewigen, laut „Lexikon des Mittelalters“ eine der „bedeutendsten Bilderhandschriften ihrer Zeit“.
Am meisten von Balduins politischen Fähigkeiten profitierte aber der Kurstaat Trier, der unter seiner Ägide erst eigentlich geformt wurde. Balduin rundete das bisher zerstückelte Territorium ab, schuf eine effektive Verwaltung und ließ viele neue Burgen errichten. Mit Balduin verbindet sich nicht nur der einzige Brückenbau über die Mosel während des Mittelalters (Balduinbrücke bei Koblenz), sondern auch die Wiederherrichtung der Trierer Römerbrücke. Nicht immer stieß Balduin mit seiner zum Teil expansiven Territorialpolitik auf Gegenliebe beim Landadel: So entführte ihn 1328 Loretta von Sponheim durch eine List auf die Starkenburg bei Traben-Trarbach und ließ ihn erst nach Zahlung eines Lösegelds und Zugeständnissen an ihre Familie wieder frei. Das der jungen Witwe angedichtete Liebesverhältnis zu Balduin gehört dagegen aller Wahrscheinlichkeit nach ins Reich der Legende.
Förderer der Kartäuser
Bei alldem war Balduin nach übereinstimmender Überlieferung ein frommer und asketischer Mensch, der sein Bischofsamt im Gegensatz zu vielen anderen Kirchenfürsten seines Zeitalters mindestens genauso ernst nahm wie seine Funktion als Landesherr. Seine besondere Förderung galt den Kartäusern, die Gründung ihrer Konvente in Koblenz und Trier geht auf seine Initiative zurück. In die Trierer Kartause zog sich Balduin gern zur Meditation zurück.
Kurz nach seiner Rückkehr vom Reichstag in Mainz starb Balduin am 21. Januar 1354 in Trier. Sein Sarkophag befindet sich im Westchor des Doms, obwohl er selbst – Sinnbild seiner Bescheidenheit in persönlichen Dingen – sich lieber eine Beisetzung in der Kartause gewünscht hätte.
Quelle: http://www.trier.de/Kultur-Freizeit/Geschichte/Trierer-Persoenlichkeiten/Balduin-von-Luxemburg/